Autor:  09.11.2003, letztes Update: 18.12.2017
Wertung: 5.0

Test: Silent Storm

Silent Storm - Screenshot
Silent Storm - Screenshot

JoWooD hat ein neues Strategiespiel veröffentlicht. Bei uns muss Silent Storm im Test zeigen, ob das Szenario überzeugen kann. Es spielt im Jahr 1943. Zu dieser Zeit tobt der Zweite Weltkrieg. An eine Kapitulation Deutschlands ist nicht zu denken. Mit Spezialeinheiten führt Ihr geheime Operationen durch.

Ihr formt in Silent Storm eine Gruppe aus Spezialeinheiten. Mit dieser legt Ihr in rundenbasierten Kämpfen hoffentlich die Übermacht der Gegner lahm. Natürlich erinnert der stille Sturm Fans an Spiele wie Jagged Alliance oder Commandos.

Kampagnen auf beiden Seiten spielen

In Silent Storm könnt Ihr zwei Kampagnen spielen. Diese thematisieren die gleiche Story. Auf Seite der Deutschen sichert Ihr öfter einen Stützpunkt. Mit den Alliierten erobert Ihr ihn stattdessen. Die Missionen verlaufen nicht linear. Ihr könnt vielmehr den Einsatzort selbst bestimmen. Dazu wählt Ihr auf einer Europakarte die gewünschte Region aus. Darin befinden sich weitere Schauplätze. Sammelt während der Missionen sogenannte „Informationsblätter“. Denn so schaltet Ihr neue Gebiete frei.

Silent Storm bietet zu viel Auswahl

Vor jeder Mission könnt Ihr das Team ausrüsten und „bekommt ein Briefing“. Letzteres müsst Ihr Euch durchlesen. Sprachausgabe gibt es an der Stelle nicht. Bei der Zusammenstellung des Teams haben es die Entwickler von Nival Interactive zu gut gemeint. In ein Team gehören fünf Soldaten. Jeden einzelnen wählen wir von Hand aus. Es gibt eine ganze Reihe von Einheiten-Typen. Die Entscheidungsfindung dauert sowieso schon lange. Sie wird aber noch erschwert. Denn die Charakteristika wurden nicht etwa in Form einer Balkengrafik dargestellt. Jede Eigenschaft/Fähigkeit wird mit umfangreichem Text dargestellt. Beim Lesen vergeht uns irgendwann die Lust.

Einheiten verbessern sich im Kampf

Die Kämpfer werden sich im Laufe des Spiels in ihren Spezialfertigkeiten stark verbessern. Wenn ein Scharfschütze beispielsweise viele Schüsse mit seinem Gewehr abgibt, wächst mit der Zeit die Wahrscheinlichkeit eines Treffers. Genauso verhält es sich bei den anderen Soldaten. Dazu habt Ihr mit jedem Level-Aufstieg die Möglichkeit, eine neue Spezialfähigkeit im Fertigkeiten-Baum freizuschalten. Ihr findet Optionen wie schnelleres Nachladen oder wirkungsvolleres Heilen. Dieses Prinzip ist in Rollenspielen beliebt.

Spiel verbreitet keine Hektik

Schnelligkeit ist bei Silent Storm nicht gefragt. Action bietet das Game nur in rundenbasierten Kämpfen. Wir müssen jede Bewegung genau planen. Denn jeder verfehlte Schuss kann schwere Konsequenzen nach sich ziehen. Für jede Aktion stehen Euch nur wenige Aktionspunkte zur Verfügung. Die sind schnell verbraucht. Ein Kampf mit drei Gegner zieht sich deshalb schonmal ziemlich in die Länge. Treffen wir nicht, können wir nur hoffen, dass die Aktionspunkte noch reichen, um Schutz hinter dem nächsten Busch zu suchen. Oder wir gehen aufs Ganze und investieren die wertvollen Punkte noch in einen zweiten Schussversuch. Wenn unsere AP verbraucht sind, ist der Gegner an der Reihe. So wechseln wir uns ständig mit den NPC ab. Wenn uns keine Gegner jagen, schaltet das Spiel automatisch auf Echtzeit um. Dies ist ein willkommenes Feature. Wir können so flink durch die Level rennen.

Es kann immer was passieren

Schön ist, dass wir uns nie sicher fühlen dürfen. Selbst wenn die Map gegnerleer scheint, kann plötzlich ein feindlicher Soldat hinter einem Felsen auftauchen. Da wir ihn vorher noch nicht wahrgenommen haben, war er für uns nicht zu sehen. Gegner, deren Schritte wir bereits aus der Ferne hören, jedoch noch nicht sehen können, werden als rote Schatten dargestellt. Wir können einen Kontrahenten erst angreifen, wenn er in unser Sichtfeld rückt.

Schlachtfelder in vielen Perspektiven

Silent Storm bietet eine hochauflösende Grafik mit vielen Details. Interessanterweise können wir die Kamera völlig frei positionieren. Entsprechend lassen sich Szenen aus allen Seiten betrachten. Ein solches Feature geht der Commandos-Reihe meiner Meinung nach ab.

Handgranate statt Schlüssel

Ein großer Vorteil von Silent Storm ist außerdem, dass wir alle sichtbaren Objekte zerstören können. Wenn Ihr keine Lust habt, jeden Gegner nach dem passenden Schlüssel für eine Tür zu durchsuchen, könnt Ihr letztere einfach in die Luft jagen. Die Computergegner nutzen die Physik-Engine ebenfalls zu ihren Gunsten: Hinter einer Mauer gibt es nur begrenzte Zeit Schutz, wenn der Gegner diese ständig malträtiert. Passt auch auf, wohinter Ihr Deckung sucht. Spätestens wenn ein parkendes Auto in die Luft fliegt, werdet Ihr im Wortsinn erleuchtet.

Speichern nicht immer möglich

Entwickler Nival Interactive lässt Euch die freie Wahl zwischen den Schwierigkeitsgraden „normal“, „hart“ und „unmöglich“. Spielstände könnt Ihr allerdings nur im normalen Modus erstellen. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad agieren darüber hinaus die NPC klüger und Ihr könnt Fundstücke nicht mehr so leicht erkennen. Ist ein Teammitglied bewusstlos, müsst Ihr es augenblicklich verarzten. Ansonsten stirbt es nach einer Weile. Mit ein paar Änderungen an den Dateien, könnt Ihr jedoch Spielstände in allen Schwierigkeitsgraden einrichten.

Viele Fehler

Uns allen unterlaufen Fehler. Doch die Entwickler von Silent Storm sind offenbar ein bisschen blauäugig. Sie haben einige Probleme schlichtweg ignoriert, die während des Betatests aufgetreten waren. Mal verschwindet eine Waffe. Mal könnt Ihr den einzigen Weg aus dem Level nicht mehr betreten. Als unpraktisch erweist sich noch ein weiterer Fehler. Manchmal könnt Ihr mit einer bestimmten Waffe ein Haus zwar betreten, kommt aber mit der Waffe in der Hand nicht mehr heraus. Also müsst Ihr Sie liegen lassen.

Sprachausgabe suboptimal

Obwohl die Publisher von JoWood aus Österreich kommen, ist die deutsche Sprachausgabe von Silent Storm ein völliger Reinfall. Jeder Soldat hat einen grausigen Dialekt, der seine Herkunft mehr als deutlich klar macht. Ist „Guter Krieg!“ ernsthaft in Deutschland ein Gruß gewesen? Äußerst ominös.

Fazit

Silent Storm zeigt im Test, dass es spielerisch eigentlich eine Empfehlung für Strategen wert ist. Die Grafik ist hübsch. Die Physik-Engine ist sinnvoll integriert. Die Missionen sind spannend, die Waffenauswahl groß. Doch es gibt auch eine ganze Reihe von Fehlern, von denen Ihr einige möglicherweise nie zu Gesicht bekommt. Die Sprachausgabe jedenfalls ist den Entwicklern völlig missglückt.

Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, ob Ihr Silent Storm kaufen sollt, gibt es glücklicherweise die Demo zum Ausprobieren. Wer über die angesprochenen Makel hinwegsehen kann, bekommt ein prima Strategiespiel.

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